Barocke Stadtanlage

Blick vom Marktplatzbrunnen am Rathaus Richtung Schloss, links die barocken Häuser, rechts der Hofgarten

Bartenstein ist im Gegensatz zu den übrigen Hohenloher Residenzen nicht gewachsen, sondern eine barocke Stadtanlage, die auf dem Reißbrett geplant und in der Zeit von 1720 bis 1770 errichtet wurde. Die Gebäude mussten für die Unterbringung der Untertanen errichtet werden, die für den Umbau des Schlosses, die Verwaltung von Grafschaft und Oberamt und die Versorgung des Hofstaates erforderlich waren. Die spätere Erhebung in den Reichsfürstenstand führte zur Vergrößerung des Hofstaates. Er umfasste etwa einhundert Bedienstete. Für den Ausbau und die Versorgung von Stadt und Schloss wurden katholische Handwerker, Beamte und Kaufleute entsprechend ihrer Bedeutung für den Hof angesiedelt: Je wichtiger, desto näher am Schloss. Die höchsten Hofbeamten wie Hofmarschall, Mundschenk, Tafeldecker und Leibarzt wohnten am Schlossplatz. In den sich nach Osten anschließenden stattlichen Gebäuden wohnten Regierungsräte und Hofräte. Daran schlossen sich Handwerker an, die ein sogenanntes Hofprivileg besaßen. Dazu gehörten Hofknopfmacher, Hofstrumpfstricker, Hofperückenmacher, Hofbildhauer, Hofseiler etc., insgesamt über 40 Handwerker mit dieser Privilegierung. Stadtauswärts, jenseits der Stadttore, wurden Handwerker angesiedelt, die wegen ihrer Geruchsbelästigung oder wegen Lärm und Feuer vom Schloss ferngehalten werden sollten, wie Schmiede, Gerber, Ziegler und Hafner. Diese Berufsgruppe wohnte vor allem in einfachen Häuslein vom Riedbachtor nach Osten. In den Anfängen der Residenz wurden hier auch zum Schutz der Stadt Soldaten einquartiert. Auf Panoramabildern sieht man sehr schön die Ausrichtung der Stadtanlage auf das Schloss. Unter Fürst Ludwig Leopold, der hier mit seinem Hofstaat residierte, blühte die junge Stadt auf und brachte den Bewohnern bescheidenen Wohlstand. Der berühmte fürstbischöflich-fuldaische Hofbaumeister Andrea Gallasini beendete in Bartenstein mit dem Plan für die barocke Gesamtanlage sein bedeutendes Lebenswerk. Nach seinem Tod 1766 wurden die abschließenden Bauarbeiten, wie der Bau der drei Stadttore, die Fertigstellung des Schlossplatzes und diverse Baumaßnahmen im Hofgarten von seinen Nachfolgern, Hofbaumeister Wölfling und Hofbaumeister Ernst, überwacht und zu Ende gebracht.

Siehe auch:
Denkmalpflegerischer Werteplan der Gesamtanlage Bartenstein
www.denkmalpflege-bw.de

Regierungspräsidium Stuttgart, Referat Denkmalpflege, 2008

Impressionen

Auf das Schloss ausgerichtete Bartensteiner Stadtanlage und Hofgarten gegenüber der Schlossstraßenhäuser

Text: Ergänzter Ausschnitt aus „Bartenstein wie es früher war – von Handwerkern, Hofräten und Lakaien“,
Anne + Claus Reimann, 2009