Parkanlagen

Zur Zeit der Hochblüte der Residenz verfügte Bartenstein über drei Garten- und Parkanlagen: In direkter Schlossnähe nördlich der Schlossstraße ist der repräsentative Hofgarten angelegt, gegenüber der Käpplesgasse befand sich hinter der ehemaligen fürstlichen Domäne als Nutzgarten der Obst- und Gemüsegarten und zwischen Bartenstein und Riedbach befand sich ein Lustpark.

Der Hofgarten

Der Hofgarten wird bereits 1686 in Dokumenten erwähnt, denn der ursprüngliche Sommergarten des Schlosses sollte in eine Parkanlage umgewandelt werden. In der Nord-Süd-Ausrichtung hat er eine ursprüngliche Ausdehnung von etwa 350 × 200 Meter. Im Verlauf des weiteren Ausbaus der neu angelegten westlichen Schlossstraße wurde er um 1760 im Süden verkürzt und mit einer Stützmauer und Terrassen versehen. Zur Barockzeit war der Garten mit zahlreichen Einbauten und Skulpturen ausgestattet, die Wege mit Rabatten und Bosketten gesäumt. Von den ehemaligen Gebäuden sind nur der Pavillon und die Orangerie erhalten. Den Pavillon, die sogenannte Pagod, ließ Fürst Ludwig Leopold als das mittlere von drei Lusthäusern errichten. Sie diente der Hofgesellschaft für Feste in intimer Runde. Dahinter im englischen Garten befand sich ein kleiner ovaler See, der heute zugeschüttet ist. Die Orangerie an der Westseite wurde 1914 an Stelle des barocken Vorgängerbaus von 1768 errichtet. Im Park befand sich außer unterschiedlichen Architekturstücken auch eine Kegelbahn mit schiefergedecktem Kegelhäuschen.
Ein Theatergebäude, in alten Dokumenten Komödienhaus genannt, wurde nach Auflösung der Hofhaltung nicht mehr genutzt und zwanzig Jahre nach den letzten glanzvollen Darbietungen im Jahr 1817 auf Abbruch versteigert. Die genaue Lage lässt sich heute nicht mehr feststellen, denn auf der Urkarte aus dem Jahr 1834 ist der Standort des Theaters nicht mehr eingetragen.
Der Hofgarten war Schauplatz zahlreicher Feste, Theatervorstellungen und namhafter Opern. Unter anderem wurden im Winter 1796 „Die Zauberflöte“ von Mozart und 1825 „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber relativ kurz nach deren Uraufführungen in deutschen Großstädten in der kleinen Residenzstadt aufgeführt. Bartenstein war damit kulturell und musikalisch hoch modern. Auch die Hofkirche war Veranstaltungsort großer Stücke, wie z.B. Mozarts Krönungsmesse oder Beethovens Oratorium „Christus am Ölberge“. Am Fürstenhof waren namhafte Hofkapellmeister angestellt. Bekannt sind Ignaz von Beeke und um 1785 Franz Christoph Neubauer. In der Zeit von 1786 bis 1798 stand mit Johann Evangelist Brandl ein weiterer renommierter Hofkapellmeister der damaligen Zeit in Bartensteiner Diensten. Bemerkenswert am anspruchs- und doch qualitätvollen Bartensteiner Musikleben war, dass die Veranstaltungen neben Berufsmusikern von Mitgliedern des Fürstenhauses, von Hofangestellten und von Bürgern der Residenz, also von Laien, verstärkt wurden.
Mehr dazu auf leo-bw.de.

Der Hofgarten ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich!

Text: Ergänzter Ausschnitt aus „Bartenstein wie es früher war – von Handwerkern, Hofräten und Lakaien“,
Anne + Claus Reimann, 2009

Der Lustpark am Jungholz

Das uralte Jungholz wurde erstmals 1420 erwähnt. Es wurde seit langer Zeit als Jagdgebiet genutzt, bis es ab 1688 nur noch dem Adel vorbehalten war. Im „Tiergarten“ waren zwei Jagdhügel, damit man bessere Sicht auf das Wild hatte, rechts daneben, im eigentlichen Jungholz, befanden sich eine Zugbrücke, ein Pavillon mit Kegelbahn und Wassergraben und tiefer im Wald noch ein Holzpavillon mit sternförmig angelegten Wegen, den damaligen Jagdschneisen. Im November 1835 wurden die Pavillons abgerissen, da keiner mehr Interesse an ihnen zeigte. Wegen Wassermangel im 19. Jhd. wurde die Jungholzwiesenquelle am heutigen Sportplatz gefasst und das Bächlein, das durch den Wald floss, trocknete aus. Heute ist das gesamte Gebiet bewaldet, nur noch die Hügel und Grabenreste der Pavillons kann man erkennen. Auf der anderen Seite der Straße nach Riedbach befinden sich heute Wiesen und Äcker. Dort war das umzäunte Schlössleinsfeld mit Schlösslein, Wiesen, Bäumen und See. Den trapezförmigen See ließ Fürst Phillip Carl 1756 graben. Wie das Schlösslein aussah weis heute keiner mehr, jedoch muss es aufwändig mit Bögen und Säulen gebaut worden sein. Der Park bestand nicht lange und wurde später verpachtet. Ab 1834 ist er auf keiner Karte und in keinem Dokument mehr zu finden.

Fürstliche Domäne und Gemüsegarten

Östlich der Käpplesgasse, wo heute mitten im Ort eine große Wiese brach liegt, befand sich bis 1998 die fürstliche Domäne mit dahinterliegendem Nutzgarten. Dieser entstand im 18. Jh. mit dem Ausbau der Residenz als fürstlicher Gemüsegarten im östlichen Anschluss an das 1998 abgebrannte Hofgut, dessen beide im Winkel anstoßende, große Baukörper in Fachwerkkonstruktion die östliche Raumkante der Käppelesgasse bildeten. In einem Plan von 1799 und im historischen Katasterplan von 1834 ist der großzügige Garten mit rechtwinkligem Wegenetz und unterteilten Binnenflächen dargestellt. Neben den für Repräsentationszwecke angelegten Schloss- bzw. Hofgarten hat der fürstliche Nutzgarten auch nach Verlust seiner ursprünglichen Bestimmung als historische Gartenfläche eine große Bedeutung für die Geschichte der Hofhaltung des 18. Jhs. in Bartenstein und gehört zum ursprünglichen historischen Nutzungskomplex der Schlossökonomie in der Käppelesgasse. Die Fläche ist deshalb als „erhaltenswerte Grünfläche“ in den Gesamtanlagenschutz eingebunden. Der prächtige Hof, der sich bis zuletzt in fürstlichem Besitz befand, brannte am 22. September 1998 völlig nieder. Das riesige Feuer breitete sich rasend schnell aus und verursachte einen Schaden von rund einer Million D-Mark. Der Pächter verlor einige seiner Milchkühe und auch Nachbargebäude wurden beschädigt.