Patenschaft zu Bartenstein/Ostpr.

In Bartenstein fand im Jahr 1952 auf Wirken des damaligen Bürgermeisters Brauns ein Heimattreffen der Vertriebenen aus dem ostpreußischen Bartenstein (heute Bartoszyce in Polen) mit über 1200 Besuchern statt. Historische Beziehungen der beiden namensgleichen Städte sind nicht bekannt, jedoch ähneln sich die beiden Stadtwappen. Bei diesem Heimattreffen übernahm das württembergische Bartenstein feierlich die Patenschaft für den ostpreußischen Namensvetter. Damit begründeten die beiden Orte die älteste Ostpreußen-Patenschaft in Baden-Württemberg. In den folgenden Jahren wurde diese Freundschaft immer wieder mit gegenseitigen, gut besuchten Heimattreffen bekräftigt. Seit 1953 steht in Bartenstein, kurz nach dem Gütbacher Tor, zum Gedenken ein „Ostlandkreuz“, ein 16 Meter hohes Holzkreuz. In den nachfolgenden Jubiläumsjahren folgten Gedenksteine und Informationstafeln. 1983 erhält der ehemalige Bürgermeister Brauns für seine Mühen das Bundesverdienstkreuz.

Über Bartenstein/Ostpr.:

Die Stadt Bartoszyce (Bartenstein) liegt im Norden der Woiwodschaft Ermland-Masuren am Ufer des Flusses Łyna (Alle) im Landschaftsgebiet Nizina Sępopolska in der historischen Provinz Ostpreußen und hat über 25.000 Einwohner. Der Grenzübergang zur russischen Exklave Oblast Kaliningrad nach Kaliningrad (Königsberg) ist nur 17 Kilometer entfernt.

Siehe auch: www.hkg-bartenstein.de

Wie es zur Patenschaft zwischen Bartenstein/Württ. und Bartenstein/Ostpr. kam:

Ergänzter Ausschnitt aus „Patenstadt Bartenstein“, herausgegeben von Willi Piehl, 1954
Verlag: Heinrich Möller Söhne GmbH, Rendsburg

Im Frühjahr 1952 erinnerte sich Willi Piehl in einer häuslichen Unterhaltung der Tatsache, dass es in Deutschland außer seinem alten Bartenstein in Ostpreußen auch noch ein zweites Bartenstein in Deutschland, genauer in Württemberg gibt. Der 1941 in Russland gefallene Bürgermeister Fritz Kösling machte vor dem Kriege eine militärische Übung in Lötzen/Ostpr. Von dort schickte er ein Paket an seine alte Mutter in Bartenstein/Ostpr., die ihm dort den Haushalt führte, und die nach allem, was man bisher erfahren konnte, ein Opfer der Flucht wurde. Dieses Paket kam allerdings nicht in Bartenstein/Ostpr. an, dafür aber nach Wochen aus Bartenstein in Württemberg an die Anschrift des Absenders nach Lötzen zurück, von wo es ihm nach Bartenstein/Ostpr. geschickt wurde, da inzwischen die Übung beendet war. Die Leute damals waren vielleicht keine besonders guten Geographen und wussten daher nicht von der Existenz eines zweiten Bartensteins.

Die Geschichte dieses fehlgeleiteten Paketes fiel also Willi Piehl wieder ein und schon schrieb er einen langen Brief an den Bürgermeister der Stadt Bartenstein in Württemberg, Bürgermeister Brauns. Nach geraumer Zeit kam die Antwort, und diese Antwort war zusagend. Der Gemeinderat von Bartenstein/Württ. hatte sich mit den vielen Fragen des Briefes auseinandergesetzt und war begeistert von dem Vorschlag des Betreuens der vertriebenen Bartensteiner aus Ostpreußen, dort unten in Württemberg ein Heimattreffen abzuhalten. So konnten die in ganz Deutschland verstreuten Flüchtlinge aus Bartenstein/Ostpr. und den umliegenden Dörfern wieder zueinander finden, um die Ereignisse der Vertreibung und der Flucht zu verarbeiten. Bald tauchte dann auch der Gedanke der Übernahme der Patenschaft auf, die vom Gemeinderat der kleinen württembergischen Residenz einstimmig beschlossen wurde. Sie wurde in feierlicher Form beim ersten großen Heimattreffen am 27. September 1952 ausgesprochen.

Rückblick: 60 Jahre Patenschaft – Heimattreffen in Bartenstein/Württ. 2012